Hg.,
übersetzt, eingeleitet
und mit Anmerkungen versehen: David WIRMER.
und mit Anmerkungen versehen: David WIRMER.
Herders Bibliothek der Philosophie
des Mittelalters, Bd. 15 (HBPHMA 15)
des Mittelalters, Bd. 15 (HBPHMA 15)
Freiburg u.a.: Herder 2008, 304 S.,
Register
Vgl. zu Averroes:
https://de.wikipedia.org/wiki/Averro%C3%ABs
https://de.wikipedia.org/wiki/Averro%C3%ABs
Als 1998 das 900. Todesjahr von Averroës gefeiert wurde, gab
es in Frankreich eine Fülle von Veranstaltungen, während es in Deutschland
angesichts eines Philosophen, der die christliche Theologie bis ins 15.
Jahrhundert bestimmte, ausgesprochen still blieb. Es dürfte nämlich ein
singuläres geistesgeschichtliches Phänomen sein, dass die averroistische Philosophie
als Grundlagenlehre zum Verständnis der Seins- und Existenz-Zusammenhänge im
Kontext von Aristoteles sich mehrere Jahrhunderte durchhielt. Trotz mehrfacher
Verbote, besonders 1271 durch den Bischof von Paris, Étienne Tempier, wurde der Averroismus an
der Pariser Universität keineswegs endgültig außer Kraft gesetzt wurde.
Das geschah indirekt erst auf dem 5. Laterankonzil 1513 durch Leo X. mit einer Verurteilung der Lehre von der Einheit des Intellekts (= aller Erkenntniszusammenhänge) und der Sterblichkeit der Seele.
Vgl. zum Averroismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Averroismus
Vgl. Peter Grabher: Die Pariser Verurteilung von 1277.
Kontext und Bedeutung des Konflikts um den radikalen Aristotelismus. Diplomarbeit Wien, 2005, 135 S.
Kontext und Bedeutung des Konflikts um den radikalen Aristotelismus. Diplomarbeit Wien, 2005, 135 S.
Das geschah indirekt erst auf dem 5. Laterankonzil 1513 durch Leo X. mit einer Verurteilung der Lehre von der Einheit des Intellekts (= aller Erkenntniszusammenhänge) und der Sterblichkeit der Seele.
Vgl. zum Averroismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Averroismus
Die Kirche fürchtete die „heidnischen“ griechischen Philosophen, besonders den auch von christlichen Theologen wie Thomas von Aquin geschätzten Aristoteles und die arabischen Kommentare, die die gesamte griechische Philosophie ins Arabische übersetzt hatten, sie fürchtete besonders die Aristoteles-Kommentare des Averroës, vor allem die Thesen von der Ewigkeit der Welt und der absoluten Gültigkeit der Naturgesetze, die vernunftgemäß zu erkennen seien. Unter Führung der Universitäten in Paris und Oxford, die von den Dominikanern dominiert wurden, bediente man sich auch der arabischen Quellen (z.B. systematisierend auch Albertus Magnus), um eigene Aristoteles-Kommentare zu schreiben. So wurde Aristoteles im Mittelalter nur noch als „philosophus“ zitiert und Averroës einfach als „commentator“.
Weil nun Averroës die Vernunft im
Grenzbereich von Immanenz und Transzendenz diskutiert, ist der theoretische wie
der materielle Intellekt letztlich willentlich allen „intelligibilia“ zugänglich, m.a.W. das Geistige ist verstandesgemäß
wahrnehmbar – Göttliches und Menschliches gehören zusammen:
„Für uns aber, da wir
annehmen, dass der materielle Intellekt ewig ist und die theoretischen Intelligibilia entstehend und
vergänglich sind … und dass der materielle Intellekt beide erkennt, nämlich die
materiellen Formen und die abgetrennten Formen, … ist offensichtlich, dass das
Subjekt der theoretischen Intelligibilia
und des aktiven Intellekts ein und dasselbe ist, nämlich der materielle
[Intellekt]“ (S. 277).
Gegen diese Einheit des Intellekts hatte sich
Thomas von Aquin (1225? – 1274)
gewendet:
De unitate intellectus
contra Averroistas –
Über die Einheit des Intellekts gegen die Averroisten (1270)
Über die Einheit des Intellekts gegen die Averroisten (1270)
Vgl. Herbert A. Davidson: Alfarabi, Avicenna & Averroes on
Intellect.
Their Cosmologies, Theories of the Active Intellect & Theories on Human Intellect. New York / Oxford: Oxford Univ. Press 1992, bes. S. 302–310)
Mehr zum Buch: http://people.exeter.ac.uk/sp344/h%20davidson%20intellect0195074238.pdf
Their Cosmologies, Theories of the Active Intellect & Theories on Human Intellect. New York / Oxford: Oxford Univ. Press 1992, bes. S. 302–310)
Mehr zum Buch: http://people.exeter.ac.uk/sp344/h%20davidson%20intellect0195074238.pdf
Was damit über die individuelle Erkenntnis gesagt wird, ist eine Zugangspforte für konkretes wie
abstrahierendes Denken, das schließlich auch Transzendenz prinzipiell erkennen
kann. Im Nachwort weist der Herausgeber allerdings daraufhin, dass sich
Averroës von dieser Konsequenz durch einen späteren „halbherzigen Platonismus“
quasi wieder verabschiedet hat (S. 409). Es bleibt aber festzuhalten, dass der
Kommentar zu „De Anima“ des Aristoteles dabei zu den Voraussetzungen gehört, um
eine eigene beinahe irrtumsfreie Methodik und Erkenntnistheorie zu entwickeln.
Dieser Kommentar war allerdings den mittelalterlichen Scholastikern nicht
bekannt. Er belegt jedoch zusätzlich eine Zielrichtung, durch die Ibn Rushd
Zeugnis für eine von der Vernunft geleiteten Philosophie ablegt, die damit auch
zur Erkenntnis Gottes vordringen kann. Dieser Text gewinnt gerade für die
heutige Diskussion im Rahmen der verschiedenen Gottes- und
Transzendenzverständnisse der Religionen zusätzliche Bedeutung.
Weiteres zur Begegnung und Auseinandersetzung mit Averroes- Auseinandersetzung und Dialog im christlichen Mittelalter
- Islamische, jüdische und christliche Philosophie
- nicht nur des Mittelalters - Islam und Aufklärung - Geschichte und Gegenwart
- Averroes / Ibn Rushd / -
Abū l-Walīd Muḥammad b. Aḥmad b. Muḥammad b. Rušd Ibn Rushd (1126-1198)-
-- Averroes: Über den Intellekt. Arabisch - Lateinisch - Deutsch.
Auszüge aus seinen drei Kommentaren zu Aristoteles' De anima. HBPH/MA, Bd. 15.
Freiburg u.a.: Herder 2008 --- Bibliografie: hier
--- Seminararbeit (Mainz, 2004) zu Averroes: hier - Die neuplatonisch-aristotelische
Auseinandersetzung
mit dem persischen Arzt und Philosophen
Avicenna / Ibn Sina (980-1037) --- (Onmedia.de) - Vgl.
auch: Ibn Sabi'in (ca. 1217-1270):
Briefwechsel (?)
mit Kaiser Friedrich II. und "Die sizilianischen Fragen"
Rezensionsnotizen bei "Perlentaucher": hier
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