Montag, 16. November 2015

Eine hinduistische Erzählung für Kinder: Mythisches über den Ganges



Vijay Singh / Pierre de Hugo:
Die Göttin, die sich in einen Fluss verwandelt.
Eine Erzählung aus dem Hinduismus.

Lahr: Kaufmann / Stuttgart: Klett 1994, 40 S., zahlr. Abb.

Aus: Eine interreligiöse Sachbilderbuch-
und Nacherzählungsreihe,
die leider nur noch antiquarisch erhältlich ist.

Hier die Rezension der Reihe:
"Geschichten vom Himmel und der Erde"

Beschreibung von Ganga, Shiva und dem Ganges
 Das Buch handelt von Ganga, der Tochter des göttlichen Himavat, der König des himmlischen Gebietes in den Bergen des Himalayas war. Ganga war wunderschön, doch sie wusste auch, dass man sie schön fand. Daher war sie nicht nur schön, sondern auch eigenwillig und ungestüm. Ganga besaß die Gabe von Schuld reinzuwaschen.
Eines Tages besuchte Brahma Himavat in seinem Königreich. Brahma bat Himavat darum, dass seine Tochter Ganga auf die Erde herabsteigen möge, um die Seelen der Ahnen des Thronfolgers Bagiraths reinzuwaschen, da dieser sonst den Thron des Vaters nicht besteigen möchte. So berichtete Brahma von der Geschichte Bagiraths:
Auf der Erde regierte der reiche König Sagar. Doch da Sagar kinderlos war, betete er die Götter an, sie mögen ihm Kinder schenken. Eines Tages erschien ihm Shiva und prophezeite, dass seine Frauen ihm Kinder schenken werden. Doch seine starken und mutigen Söhne werden umkommen. Nur ein Sohn seiner Frau Keschini wird überleben und sein Thronfolger werden. Die Prophezeiung Shivas traf ein, doch sein prophezeiter Thronfolger bereitete ihm später nur Sorgen.
Zuerst jedoch war die Freude über seine starken und mutigen Söhne groß und der König wollte den Göttern ein weißes Pferd opfern. Doch Ingra, der König der Götter, erlaubte sich einen Scherz und stahl das weiße Pferd, bevor es geopfert werden konnte. Da es kein größeres Unglück als ein misslungenes Opfer gibt, schickte der König seine starken Söhne los, das Pferd zu suchen. Als die Söhne das Pferd nicht fanden, kam dem ältesten Sohn die Idee, unter der Erde nach dem Pferd zu suchen. Sie gruben ein Loch und kamen zum Erdmittelpunkt. Sie sahen acht riesige Elefanten auf denen die Erde ruhte. Als sie auch dort das Pferd nicht fanden, gingen sie weiter und entdeckten einen betenden Mann mit einem weißen Pferd. Sie stürzten sich mit den Worten „Erbärmlicher alter Dieb! Du hast unser Pferd gestohlen! Gib es sofort her!“ auf den Mann. Dieser wurde wütend schrie „Wer wagt es, mich einen Dieb zu nennen?“ und er blies mit seinem Mund Flammen auf die Königssöhne. Sie verbrannten zu Asche.
Als der König bemerkte, dass seine Söhne und das Pferd nicht zurückkommen würden, bekam er Angst vor den Zorn der Götter. Er schickte Ansuman, den Sohn seines Thronfolgers, um das Pferd zu suchen. Dieser wurde in die Unterwelt gelotst. Auch er traf auf den Mann mit dem weißen Pferd, doch er begegnete ihm mit Ehrfurcht. Nachdem Ansuman den Mann gefragt hatt, wo seine Onkel seien, sagte dieser, sie würden wegen der Beleidigung in der Hölle büßen. Als Ansuman anfing zu weinen, bekam der Mann Mitleid und erklärte, dass nur Ganga seine Onkel retten könne, indem sie auf die Erde hinabsteigt und sie von ihrer Sünde reinwäscht.
Ansuman brachte das Pferd dem König und berichtete. Als dieser von der Geschichte hörte, verließ er den Thron und ging in die Wälder, in denen er verstarb. Thronfolger wurde Ansumans Sohn Dilipa, denn auch Ansuman ging in die Wälder, um als Einsiedler zu leben. Doch der Sohn Dilipas – Bagirath – weigerte sich, den Platz des Vaters einzunehmen, so lange Ganga seine Ahnen nicht reingewaschen habe. Er lebte als Einsiedler am Fuße des Himalayas. Da bekam Brahma Mitleid mit ihm und entschied, Ganga zu fragen, ob sie Bagirath helfen möge. Doch da Ganga ungestüm und wild war, hatte Brahma Bedenken, sie auf die Erde zu lassen. Da nur Shiva sie zähmen konnte, sollte dieser Ganga bewachen.
So versprach Himavat, dass seine Tochter Bagiraths Ahnen reinwaschen würde und schickte sie auf die Erde. Ganga wollte frei sein und tun was sie mochte. Als sie auf die Erde kam und Shiva entdeckte, wusste sie, dass dieser sie zähmen sollte. Unberechenbar schlug sie den Himalaya herunter und stieß dabei Haken. Die Erde bebte und Wogen der Flut gingen hoch. Da griff Shiva ein, damit nicht alle Menschen weggespült werden würden. In seinen Haaren hielt er Ganga gefangen. Shivas Güte ging in Ganga über.
Shiva überließ sie Baghirat, der sie über die Erde zu seinen Onkeln führte. Ganga folgte auf Grund der erfahrenen Güte. Überall wo sie lang gingen verströmte Ganga ihr Wasser. Das Wasser hatte die Macht reinzuwaschen, zu heilen und von Leid zu erlösen. Die Menschen badeten darin. Baghira stieg mit Ganga in das Innere der Erde zu den Aschehaufen seiner Onkel. Als ihr Wasser die Asche berührte, wurden diese wieder lebendig. Sie badeten im Fluss Gangas und ihre Schuld wurde vergeben.
Im Anschluss an diese Geschichte ist eine Art kindgerechtes Lexikon angehängt. Es wird dort die geographische und geschichtliche Lage des Ganges beschrieben. Es folgen weiter ein paar kurze informative Artikel über den Hinduismus, seine Götter, Bräuche und Feste.
Eine empfehlenswerte, gut verständliche Darstellung, die sich auch zum Vorlesen in der Schule eignet.

Janine Dohle
im Rahmen des Seminars „Östliche Religionen im Überblick“
an der TU Dortmund, WiSe 2015/16

 Rz-Göttin-Ganga, 16.11.15


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen